Persönlichkeit

Die Persönlichkeit eines Hundes mit dieser besonderen Gabe


Einige Hunde haben die Fähigkeit Dissoziationen, Flashbacks und Alpträume zu bemerken und gleichzeitig instinktiv helfen zu wollen. Beides muss gegeben sein, damit ein Hund als PTBS-Assistenzhund bei den drei Gegebenheiten helfen kann.


Hunde werden bereits mit dieser Gabe geboren und verlieren sie ein Leben lang nicht. In einem Welpenwurf wo ein Welpe diese Gabe besitzt, finden Sie meist mehrere Welpen, die ebenfalls über diese Gabe verfügen.



Die Persönlichkeit eines jeden Hundes ist individuell. Allen mit dieser Gabe sind jedoch verschiedene Persönlichkeitsmerkmale gemein:


Persönlichkeitsmerkmale


Sensibilität

Sensible Hunde sind gegenüber Veränderungen in ihrer Umgebung oder bei ihren Menschen empfindlicher als ihre weniger sensiblen Artgenossen. Dies sollte nicht mit mangelnder Wesensfestigkeit verwechselt werden. Sensibel ist nicht gleichbedeutend mit Angst. Der Begriff „sensibel“ kommt von dem französischen Wort „sensible“, das wiederum auf das lateinische „sensibilis – Empfindung, Gefühl“ zurückgeht. Es bedeutet also nichts anderes, als dass jemand Empfindungen und Gefühle stark wahrnimmt. Ein solcher Hund ist feinfühlig. Er hat einen sehr feinen Radar für Stimmungen und bemerkt Spannungen und Stress sofort.


Starke Menschenbezogenheit

Ein sehr menschenbezogener Hund sucht von sich aus immer wieder den Kontakt und die Interaktion zu seinem Menschen. Er hält sich gerne in seiner Nähe auf und verhält sich abhängig vom Menschen. Am liebsten erkundet er den Tag gemeinsam mit seinem Menschen, anstatt unabhängig seine eigenen Wege zu gehen.


Aufmerksamkeit

Das Erkennen eines veränderten Zustandes, wie einer Dissoziation, setzt voraus, dass der Hund es bemerken kann. Dies ist nur möglich, wenn er aufmerksam ist. Damit ist eine permanente passive Aufmerksamkeit gemeint, die der Hund von sich aus schenken möchte. Antrainierte aktive Aufmerksamkeit, wie das Kommando „Schau“ oder das Anschauen beim Kommando „Fuß“ haben damit nichts zu tun. Bei solchen Kommandos führt der Hund nur aus, was er gelernt hat, zeigt aber keine natürliche Aufmerksamkeit.

Die natürliche passive Aufmerksamkeit, wie sie Hunde mit dieser besonderen Gabe haben, ist angeboren und kann nicht antrainiert werden. Der Hund möchte von sich aus immer mitbekommen, was mit seinem Menschen ist, wo er sich gerade befindet, was er als Nächstes macht und wie es ihm geht. Selbst wenn er mit einem Spiel oder schnüffeln beschäftigt ist, ist er stets mit einem halben Auge oder Ohr bei seiner Bezugsperson. Dies spielt sich völlig automatisch in seinem Kopf ab und ist kein bewusstes „Ich muss jetzt aufpassen“. Vielmehr ist es eine passive Aufmerksamkeit, da sie dauerhaft besteht und erst aktiviert wird, wenn der Hund Grund sieht zu reagieren, z. B. bei einer Veränderung, wie einer Dissoziation.


Mitgefühl

Mitgefühl ist die Fähigkeit eines Hundes, das Gefühl des Menschen durch eigenes Fühlen zu begleiten. Es ist die Anteilnahme an der Not anderer. Die Motive hierfür können Solidarität, Zuneigung oder Empathie sein.


Empathie

Ein empathischer Hund kann sich in seinen Menschen hineinversetzen. Er nimmt die Gefühle und Stimmungen nicht nur wahr, sondern wortwörtlich auf. Er verbindet sich mit den Gefühlen des anderen. Verschiedene Studien setzten sich mit der Frage auseinander, inwieweit Hunde Empathie empfinden können und kamen einhellig zu dem Schluss, dass Hunde die Gefühle ihrer Besitzer verstehen können.

Eine 2017 durchgeführte wissenschaftliche Studie1 testete, wie Hunde auf verschiedene Geräusche reagieren, von Artgenossen und Menschen. Positive Geräusche waren Lachen oder Spielbellen und negative Geräusche waren Weinen oder Jaulen. Die Hunde hatten jeweils unterschiedliche Reaktionen auf die Geräusche. Bei emotionalen Geräuschen waren sie aufmerksamer und zeigten ihren Gemütszustand deutlicher.

In einer weiteren Studie fanden Forscher 2012 heraus2, dass Hunde sich sogar eher einem Fremden zuwenden, wenn derjenige vorgibt, gleich weinen zu müssen, als dem Besitzer. Die Hunde in der Studie schnüffelten, stupsten an und leckten selbst den Fremden, anstatt sich mit ihrem Besitzer zu beschäftigen, der ebenfalls im Raum war.

Eine Studie, die im Dezember 2018 im „Learning&Behavior Journal“ veröffentlicht3 wurde, verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Empathie und dem Wunsch helfen zu wollen, besonders klar: An der John Hopkins Universität in Baltimore, Maryland (USA) wurde untersucht, wie sich Hunde verhalten, wenn ihre Besitzer hinter einer Tür um Hilfe rufen und weinen. Die 34 teilnehmenden Hunde verschiedener Rassen, Größen und Altersgruppen waren in zwei Gruppen eingeteilt. Die Hunde befanden sich jeweils in einem anderen Raum als die Besitzer, konnten diesen aber durch ein Plexiglas in der Tür hören und sehen. In der ersten Gruppe wurden die Besitzer angewiesen alle 15 Sekunden in einem verzweifelten Ton immer wieder „Hilfe“ zu rufen und zu weinen. In der zweiten Gruppe sollten die Besitzer in einem normalen Ton „Hilfe“ sagen und das amerikanische Kinderlied „Twinkle, Twinkle Little Star“ summen.

Die Tür wurde mit drei Magneten am Türrahmen befestigt, sodass die Hunde die Tür mit Pfote oder Nase leicht öffnen konnten.

Die Forscher wollten sehen, ob mehr Hunde die Tür öffneten, wenn der Besitzer weinte. Dies war nicht der Fall. In beiden Gruppen öffneten gleich viele Hunde die Tür. Aber die Hunde, die die Tür öffneten, waren dreial schneller. Waren die Besitzer verzweifelt und weinten, öffnete der Hund im Durchschnitt innerhalb von 23 Sekunden die Tür. Summte der Besitzer, wurden 95 Sekunden gebraucht.

Gleichzeitig wurde der Stresspegel der Hunde gemessen. Diejenigen Hunde, die es geschafft hatten ihren Besitzer zu „retten“, indem sie die Tür aufmachten, empfanden weniger Stress, als diejenigen, die nicht aktiv wurden. Emily Sanford, Doktorandin in Psychologie und Hirnforschung an der John Hopkins Universität, die an der Durchführung der Studie beteiligt war, erklärt dies wie folgt: „Die Hunde, die sich nicht bemühten die Tür aufzumachen, taten dies nicht aus Ignoranz, sondern weil sie zu viel empfanden. Diese Hunde zeigten den höchsten Stress und waren durch das Weinen zu aufgewühlt, um handeln zu können.“

Sanford freut sich darüber, dass ihre Forschung zeigen konnte, dass einige Hunde, so wie Lassie tatsächlich aktiv werden, wenn sie wissen, dass ihre Leute in Not sind.

Genau dieses Verhalten und die Erkenntnisse dieser Studie sind entscheidend für die Auswahl eines PTBS-Assistenzhundes, der Dissoziationen, Flashbacks und Alpträume unterbrechen kann. Denn nur ein Hund, der empathisch ist und gleichzeitig nicht gelähmt ist zu handeln, kann später helfen. Damit kommen wir zum letzten Persönlichkeitsmerkmal.


Wunsch zu helfen

Wie Sie bereits in der Studie der John Hopkins Universität sehen konnten, ist es wichtig, dass der Hund nicht nur empathisch ist, sondern auch aktiv wird. Dies ist das Persönlichkeitsmerkmal „Wunsch zu helfen“. Der Hund verspürt in Situationen, die er als kritisch einstuft, immer das Bedürfnis helfen zu wollen, egal wo, wann oder um wen es sich handelt. Es ist sogar unabhängig von einer Bindung. Sieht er, dass ein Kleinkind stürzt, möchte er hinlaufen und ihm aufhelfen. Hört er auf einem Spaziergang, wie ein Fahrradfahrer einige hundert Meter weiter stürzt und sich verletzt, möchte er hinlaufen und helfen. Hört er beim Tierarzt, dass ein anderer Hund vor Schmerzen im Behandlungszimmer schreit, kann er dies kaum aushalten und möchte hin, um zu helfen. Sie können sich vorstellen, wie das Herz dieses Hundes umso mehr alles tun möchte, um dem einen Menschen helfen zu können, den er am meisten liebt. Sieht er eine Not, wird er automatisch aktiv. Sein Ziel ist immer, dass er bewirken kann, dass es demjenigen besser geht. Es ist das aktive Handeln seiner Persönlichkeitseigenschaft „Mitgefühl“.


In der nächsten Lektion lernen Sie Wesenstests durchzuführen, um herauszufinden, ob ein Hund über die eben erörterte Persönlichkeit verfügt.



1Huber, A., Barber, A. L. A., Faragó, T., Müller, C. A., Huber, L. (2017). Investigating emotional

contagion in dogs (Canis familiaris) to emotional sounds of humans and conspecifics.

Animal Cognition 20(4), 703–715.

2 Custance, D., Mayer, J. (2012). Empathic-like responding by domestic dogs (Canis familiaris)

to distress in humans: An exploratory study. Animal Cognition 15(5), 851-859.

3 Timmy’s in the well: Empathy and prosocial helping in dogs; Emily M. Sanford, Emma R. Burt, Julia E. Meyers-Manor; Dezember 2018, Volume 46, Seiten 374–386.

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